Echt heftig!
Es fing an wie an jedem anderen Sonntagmorgen, an dem Tauchen wichtiger als Ausschlafen ist. Außer dem geschichtsträchtigen Datum 9. November - und damit dem 25. Jahrestag des Berliner Mauerfalls - deutete gar nichts auf das hin, was noch kommen sollte. Der Südwind der letzten Tage hatte zwar am Hausriff in Nienhagen für spiegelglattes Wasser und beste Bedingungen gesorgt, aber die Vorfreude auf einen entspannten Tauchgang sollte schon bald der Spannung weichen.
Unaufgeregt wie sonst auch, legten wir die Ausrüstung für Kaltwassertauchgänge an, stiegen die Nienhäger Treppe am Restaurant "Seepferdchen" hinab um im 11 °C frischen Ostseewasser abzutauchen. Über Seegraswiesen und flachen Mergelbänken schwebten wir zunächst hinweg und Plattfische wie Schollen, Flundern und Steinbutts lagen verstreut und bewegungslos herum. Auffällig war lediglich, das heute keine einzige Krabbe unseren Weg kreuzte. Verwunderlich war das im Gegensatz zu den letzten Tauchgängen im September und Oktober schon, in denen es nur so von Krabben wimmelte. Nichts, wie abgeholt, weggefegt, abgeräumt oder vertrieben - vielleicht fiel auch hier, wie vor 25 Jahren in Berlin, eine Mauer und die Krabben "konnten alle in Westen rüber machen..." und war vielleicht an letzterem der Steinpicker Schuld, den wir unter einem Stein entdeckten?
Unser Such- bzw. Jagdinstinkt war geweckt: Bei den sehr guten Sichtweiten hielten wir alsdann Ausschau nach den kleinen Krabbentieren, die als Umweltpolizei für Ordnung auf dem Meeresgrund sorgen. Nichts, was die Krabben nicht fressen: Quallen, Dorsche, Seeskorpione, Muscheln und Reste ihresgleichen stehen auf dem Speiseplan.
Und um es mit den Worten von heftig.co zu sagen: Was wir bei der Suche nach den Krabben nach 45 Minuten an deren Stelle entdeckten, überraschte uns mehr als alles jemals zuvor Gesehene. Ein neues Wrack!
Es kündigte sich mit einem etwa 2 Meter langen, leicht gebogenen Metallprofil an, das zwischen dem Geröll verkeilt lag. Auf einer leichten Anhöhe in der Nähe fanden wir dann die Reste eines Holzwracks: Spanten, Bohlen, Kiel, Messing- bzw. Kupfernägel waren gut erhalten und deutlich zu erkennen.
Ein ganz großes Glück für uns, echt heftig, einfach wracktastisch!
Die Freude war enorm, die Krabben vergessen. Ein neues Wrack gefunden zu haben und noch so gut erhalten: wenn man bedenkt, dass es seit fast genau 133 Jahren so dicht vor der Küste liegt. Nach dem mehr als 100minütigen Tauchgang wollten wir der Geschichte des Holzwracks auch digital auf den Grund gehen und tauchten dazu in den unendlichen Weiten des WWW ab. Trockentauchsportfreund Torsten fand dort - wie bei so manchem Blauwassertauchgang - allerdings wenig und recherchierte weiter, unter anderem in der Pfarrchronik der Gemeinde Rethwisch. Dort war für den 26. Dezember 1881 verzeichnet, das ein Schoner namens "Lavina" vor Nienhagen strandete. Der Schoner war von Flensburg nach Libau unterwegs.
Genau zwei Wochen nach unserem Entdeckungstauchgang waren wir dann vermessen genug und schonten uns nicht, wieder zum Schoner zu tauchen, um ihn zu vermessen (siehe Video). Etwa 15 Meter lang und 3 Meter breit ist die Fläche, auf der die Reste des Schoners zu finden sind.
Der Schoner "Lavina" ist neben dem kleinen Holzwrack, der Brigg "Nissen", nun schon das zweite Wrack an unserem Hausriff. Beide Wracks mit umliegenden Schiffsresten wie Anker, Stockanker, Ankerkette, Ruderblatt, Kanonenreste und Eisenteilen warten heftigst darauf (wieder)entdeckt zu werden!
#diveandsmile
Bildergalerie
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Steinpicker. Steinpicker.
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Geröll. Geröll.
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Butterfisch. Butterfisch.
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Kupfernagel. Kupfernagel.
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Noch ein Kupfernagel. Noch ein Kupfernagel.
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Seegras. Seegras.
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Große Schlangennadel. Große Schlangennadel.
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Tauchgangsprofil #d0285 Tauchgangsprofil #d0285
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Kupfernagel. Kupfernagel.
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Schoner Lavina Schoner Lavina
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Holzbohle Holzbohle
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Tauchgangsprofil #d0287 Tauchgangsprofil #d0287
https://www.baltic-diver.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=369:echt-heftig#sigProIda1c34d3efb