Und ob einem das spanisch vorkommt!
tl;dr - Wer keine Zeit zum Lesen hat, findet am Ende des Blogs eine Zusammenfassung.
Dazu sollte es auf eine der kanarischen Inseln gehen, die Non-Stop von Berlin aus zu erreichen sind. Unsere Wahl fiel auf Gran Canaria: 830.000 Einwohner, 1.520 Quadratkilometer Land umgeben von 236 Kilometern Küste - da sollte sich doch die eine oder andere Bucht zum entspannten Abtauchen finden lassen.
In dem kleinen Fischerort Puerto de Mogán im Südwesten der fast kreisrunden Vulkaninsel gelegen, wird seit Jahren eine Tauchbasis der Extradivers betrieben. Mit den Extradivers hatten wir bereits gute Erfahrungen in Mgarr auf der Mittelmeerinsel Gozo gesammelt und sind seitdem Mitglied, also selbst Extra-Divers.
Die Entscheidung für Gran Canaria fiel also nicht schwer. Es lockten Temperaturen von 20 bis 23 Grad Celsius im Wasser und um die 26 Grad Celsius an Land - wer soll dazu denn Nein sagen? Wir jedenfalls nicht und buchten bei Vtours Hotel, Flug und Transfer sowie direkt in der Tauchbasis das 10er-Tauchpaket.
Dann hieß es Anfang Oktober Sachen gepackt, samt Tauchgepäck bei der litauischen Airline Smallplanet eingecheckt und den gerade zu Ende gegangenen norddeutschen Sommer auf Spaniens südwestlicher Inselgruppe verlängert. Gute Entscheidung.
Bei den Extradivers wurden wir von Daniel, dem schweizer Chef der Basis, freundlich empfangen. Tauchtauglichkeit, Brevets und Tauchversicherung waren bei Steffi vorzulegen. Vorbildlich und so wie es sich für eine SSI-Tauchbasis gehört. Nachdem wir mit etwas Mühe unsere fünf Tauchtage durchgestylt hatten, ging es am Nachmittag gleich zum Strömungs-Tief-Wrack-Check-Tauchgang am Tauchplatz „Como Tu“. Ein Auftakt nach Maß, denn an dem kleinen Wrack stand wie beim Briefing von Denise, der jungen tauchsportbegeisterten Schweizerin angekündigt, eine Mauer aus Gelbstreifengrunzern. Herrlich, an so einem geschichtsträchtigen Datum wie dem 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, auf diese Weise an unsere Mauer erinnert zu werden. Schön übrigens auch, dass es heute für uns ehemalige DDR-Bürger selbstverständlich ist, im Atlantik tauchen und in Spanien beim Italiener portugiesischen Rotwein trinken zu können. Das sollte man zwar nicht unbedingt so machen, aber ebensowenig vergessen!
Den Nachmittagstauchgang in El Perchel kann man getrost vergessen, genauso wie den Tauchplatz Taibabales, den wir später in der Woche betauchen mussten. Das waren jedoch die einzigen Flops in dieser sonst so divetastischen Tauchwoche.
Am folgenden Tag tauchten wir am Wrack der Ceremonia II ab. Es ist das Hausriff der Extradivers und liegt direkt an der Hafeneinfahrt. Ein mit Touristen besetztes gelbes U-Boot dreht gelegentlich seine Runden um das Wrack, so hörten wir es in der Basis. Heute bestimmten jedoch Flötenfische, Barrakudas, Pfeilkrabben und Drachenköpfe das Szenario.
Am Nachmittag drifteten wir in Mogán West an Keulenanemonen, Weißgebänderten Putzergarnelen, Gemeinen Kraken und jeder Menge Seeigeln vorbei. Herrlich, so ganz ohne eigenes zutun bzw. Flossenschlagen bei besten Sichtverhältnissen am Riff entlang geschoben zu werden.
Ge-Top!t wurde das Ganze jedoch einen Tag später, als wir am Wrack der Allegranza tauchten. So viel Fisch, Jäger wie Gejagte waren am Wrack unterwegs. Das Highlight stellte sich am Ende des Tauchgangs ein, nachdem wir das Wrack gründlich abgesucht hatten.Gleichmäßiges Dröhnen näherte sich uns, die wir zuletzt am Wrack verblieben waren, ich hielt Ausschau und hatte Mühe ruhig zu bleiben. Als es bedrohlich nah war, schob sich ein überdimensional großer gelber Schiffskörper ins Bild. Unfassbar, ein U-Boot, mit Bullaugen, in denen sich Menschen die Nase an der Scheibe platt drückten, fotografierten, winkten und über das staunten, was sie sahen: zwei Taucher über einem Wrack.
Uns erging es allerdings nicht anders. Wir fotografierten, winkten zurück und staunten ebenfalls. Herbert Grönemeyer und „Das Boot“-Regisseur Wolfgang Petersen hätten 1981 wahrscheinlich ihre tief gehende Freude an der Szenerie gehabt. Sowohl den U-Boot-Insassen als auch uns kam das äußerst spanisch vor.
Eigentlich hätten wir den Tauchurlaub nun beenden können, denn noch mehr, noch größer, noch ungewöhnlicher konnte es eigentlich nicht kommen. Kam es auch nicht, um das gleich vorweg zu nehmen.
Leider hatte ich jedoch vor Jahren vom Naturschutzgebiet Arinaga, im Osten der Insel als lohnenswerten Tauchplatz gehört. Durch einen wetterbedingt glücklichen Umstand konnten wir an den zwei folgenden Tauchtagen dort mit einem sehr erfahrenen Guide abtauchen. Kique hatte zwischen 15.000 und 25.000 Tauchgängen auf bzw. rund um Gran Canaria. Die Angaben schwankten, je nachdem, wen man auf der Basis oder am Tauchplatz dazu befragte. Kique hatte immer noch sehr viel Spaß am Tauchen, sang gut hörbar unter Wasser und zeigte uns dabei die schönsten Ecken des imposanten Tauchgebiets. Er spürte für uns einen Engelshai und einen Schmetterlingsrochen auf, zeigte uns winzige gelbe Nacktschnecken auf Goldschwämmen, brachte uns zweimal zu DER Gelben Gorgonie und streichelte einen Seehasen, bis der vor lauter Freude das Wasser lila färbte. Tja.
Stachelrochen, Adlerrochen, Zackenbarsche, riesige Fischschwärme, in die wir uns regelrecht reinfallen lassen konnten, jagende Barrakudas, Octopoten und ein üppig bewachsener Flachwasserbereich - es machte richtig Spaß dort zu tauchen. Selbst der Ein- und Ausstieg über das schroffe Gestein bei bewegter Wasseroberfläche war aufregend.
Zum Abschluss der interessanten Tauchtage ging es nach Medi Almut, einem Plateau auf etwa 20 Meter Tiefe, an dem ein Schmetterlingsrochen, ein Stachelrochen, einige Muränen, Sardinen und die weiteren typischen Vertreter der Unterwasserwelt Gran Canarias auf uns warteten, um uns von der Insel zu verabschieden. ¡Adiós Amigos! entfleuchte es mir dann auch beim vorerst letzten Aufstieg aus dem atlantischen Gewässer.
tl;dr - Tauchen in Spanien muss einem nicht spanisch vorkommen, selbst wenn man unter Wasser einem gelben U-Boot begegnet.
#diveandsmile
Bildergalerie
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