Einfach mal keine Platte machen. Oder sehen.
Die Unterschiede zwischen der Ostsee und den Tümpeln im Landesinneren sind nicht nur im Salzgehalt der Gewässer zu finden, sondern auch in der Flora und Fauna. Plattfische sucht man in der mecklenburgischen Seenplatte vergeblich, dafür findet man dort Süßwasserschwämme, die wiederum in der Ostsee nicht vorkommen. Egal, in beiden Fällen: Schwamm drüber!
Darüber wollten Trockentauchsportfreund Torsten und ich uns jedoch Anfang Oktober keine Platte machen und planten kurz vor dem Republikgeburtstag einige Tauchgänge im Schmalen Luzin und im brandenburgischen Stechlinsee. So schwammen bzw. tauchten wir bei durchschnittlich gutem bzw. schlechtem Wetter im Schmalen Luzin bei Wesenberg drunter und drüber. Der erste Tauchtag mit zwei Tauchgängen führte uns zum Fähranleger zunächst rechts (östlich) zu den umgestürzten Bäumen, in denen wir Hechte suchen wollten und zu finden hofften. Trotz der überaus schlechten Sicht trafen wir einige der coolen Jäger, wirbelten bei der Suche jede Menge Sediment auf und trieben schwarmweise kleine Plötzen, freche Barsche und scheue Rotfedern auseinander.
Auch der zweite Tauchgang, diesmal vom Fähranleger links herum, in westlicher Richtung, brachte nicht viel mehr als die Erkenntnis, dass klares Wasser relativ ist. Jede Menge Müll fand sich jedoch im Wasser, der Seegrund war mit einem grauen Schleier überzogen, der Bewuchs fast vollständig verschwunden. Ein Trauerspiel, von Mensch und Natur herbeigeführt.
Die Fahrt am Ende des ersten Tauchtages zu unserem eigentlichen Ziel, der Atlantis-Tauchbasis im brandenburgischen Neuglobsow, war ziemlich kurz. Das ehemalige GST-Lager (Gesellschaft für Sport und Technik) liegt im naturgeschützten, fast unberührten Wald perfekt direkt am Stechlinsee. Wir erreichten es nach weniger als einer 3/4 Stunde und hofften auf Unterwassererlebnisse bei besseren Sichtweiten.
Hartnäckig hält sich der Mythos, der Stechlin sei einer der klarsten Binnenseen überhaupt.
Ein reicher Pflanzenbewuchs und viele und große Fischschwärme sollte es in diesem Gewässer geben, dessen Wachstum seit mehr als dreißig Jahren ungestört ist. Uns verleitete jedenfalls die ständig wiederkehrenden Behauptung zu einer Buchung bei Micha, der professionell arbeitenden und äußerst guten Seele des Tauch-El-Dorados.
Zwei Tage tauchen, Übernachtung, mit sportlich-gesundem Frühstück, Basisbenutzung und Flaschenfüllungen für 'nen schmalen Taler – da schaut man schon mit Spannung auf das verheißungsvolle Gewässer. Der Bewuchs ist tatsächlich etwas Besonderes, weil er flächendeckend vorhanden ist. Dadurch reflektiert das Licht sehr gut und wird nicht wie sonst üblich im dunklen Schlamm am Seegrund absorbiert. Alles wirkt insgesamt heller, klarer jedoch nicht. Sichtweiten von 2-4 Meter sind für einen „Klarwasserssee“ dann doch ziemlich mau. Und für einen See mit diesem Ruf - einfach zu wenig. Der heiße und lange Sommer hat den Kalk ausflocken lassen und damit die Sicht so stark verkürzt. Wer diesen biochemischen Prozess besser beschreiben kann, darf hier gern an der Verbesserung der Qualität des Blogs mitwirken!
Egal wie kurz die Sicht auch war, das absolute Highlight konnten wir trotzdem sehen. Mehrfach. Es handelte sich um einen unfassbar großen Schwarm Plötzen und Rotfedern, der uns in der Nähe des Fischers „umzingelte“, der seine Hütte und den Bootssteg am Ostufer des Sees hat. Vor Angst? Vor Freude? Keine Ahnung! Das kennt man sonst jedenfalls nur aus dem fischreichen Roten Meer. Ausgewachsene Tiere, gelb–gold–rot–glitzernd, das Sonnenlicht reflektierend, kreisten die Friedfische minutenlang um uns herum. Beeindruckend! Da durften selbst der mehr als einen Meter große Hecht, einige rückwärtsspringende Europäische Edelkrebse sowie die hellgrünen und selten schönen Armleuchteralgen ganz galant in den Hintergrund treten. Tja.
#diveandsmile
Bildergalerie
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Grün - so weit, so gut. Grün - so weit, so gut.
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Sonnenuntergang am Stechlinsee Sonnenuntergang am Stechlinsee
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Astrein! Astrein!
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Süß! Süß!
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Tauchen! Tauchen!
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Edel! Edel!
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Ohne Moos, nix los. Ohne Moos, nix los.
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Bilderrätsel! Bilderrätsel!
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(H)echt stark! (H)echt stark!
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Rotfeder? Plötze? Rotfeder? Plötze?
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Gut getarnt. Gut getarnt.
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Schlamm(p)iges Versteck!? Schlamm(p)iges Versteck!?
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Weitere Informationen
- Gewässer:
- Binnensee
- Tiefe:
- bis 10 m
- Wasser:
- 10 bis 13°C
- Luft:
- bis 10°C
- Sichtverhältnisse:
- ging so