Tauch like an Egyptian!
So rot wie man denken könnte, ist das gleichnamige Meer gar nicht. Das Mare Rubrum, so der lateinische Name des 2.240 km langen, bis zu 3.000 m tiefen Gewässers, ganzjährig zwischen 22° und 28 °C warmen und zwischen dem afrikanischen Festland sowie der arabischen Halbinsel gelegenen Roten Meeres, kommt als Pilgerstätte für Neoprentauchsportfreunde und – freundinnen ziemlich grün, blau und türkis daher. Tja.
Na klar, unter Wasser gibt es eine schier unendliche Menge an Farben zu sehen. Je nachdem, wie das Licht der Sonne bzw. der Tauchlampe auf Riffe, Korallen, Fische, kleine und große Lebewesen fällt, scheinen die Farben regelrecht zu explodieren, hier bunt-leuchtend, da dekorativ-koloriert und manchmal schillernd-polychrom.
Seit dem letzten Ägypten-Besuch in El Gouna 2012 und in Marsa Alarm 2013 war bereits einige Zeit vergangen. Uns zog es jetzt wieder in das nordafrikanische Land - Tauch like an Egyptian - um es in Anlehnung an einen Hit aus dem Jahr 1986 zu formulieren. Ob die Bangles seitdem immer noch in ihrem eigenwilligen Laufstil durch die Wüste singen und tanzen würden? Neoprentauchsportfreund Torsten und ich wussten und hofften das jedenfalls nicht, wollten aber für den Fall gewappnet sein.
Gesagt, geplant, gebucht.
Die Orca-Divers-Tauchbasis in Wadi Lahmy, weit im Süden Ägyptens gelegen, fast an der sudanesischen Grenze, lockte und überzeugte uns mit einem tollen Hausriff und interessanten Tauchspots. Über FTI suchten und buchten wir eine Pauschalreise, u. a. mit Flug, dessen Airline sich vor dem Start partout nicht ermitteln ließ. Erst auf dem Rollfeld in Berlin-Schönefeld outete sich die Fluggesellschaft. In riesigen Letter stand es an einer halbvergammelten Boing 737: ONUR-Air. Ich traute meinen Augen kaum und die Erinnerung setzte stückweise ein. Das Versteckspiel von FTI ergab endlich einen Sinn! ONUR-Air war die Flugline, die 2010 in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz weder starten noch landen durfte, da Sicherheitsmängel vorhanden waren und Sicherheitsprotokolle nicht eingehalten bzw. nachgewiesen werden konnten. Weitere Horrormeldungen zu ONUR-Air liefern diverse Suchmaschinen auch heute noch. Ein Rätsel bleibt, wie es unter den geltenden internationalen Standards möglich ist, die Flugnummer so zu verschleiern, dass ein Rückschluss auf die Airline nicht möglich ist. Liebe FTI, ich hätte gern vorher gewusst, auf was bzw. wen ich mich da einlasse und wessen „Flugkörper“ ich mein Leben anvertrauen soll. Transparenz sieht jedenfalls anders aus.
Mir graute vor dem Flug und ich sollte keineswegs enttäuscht werden. Mit wackligen Beinen ging ich dann - wie einer der von den Bangles besungenen Ägypter - über das Rollfeld zum Fluggerät. Dass es bei defekter Klimaanlage auf dem fast fünfstündigen Flug nichts zu trinken gab und sich der Flug zwei Stunden verspätete bleibt bei der ungetrübten Freude nach einer „relativ sicheren“ Landung geschenkt. Immerhin landete der „Flieger“ nicht noch mehr verbeult in Marsa Alam, der aufstrebenden Stadt mitten im Nirgendwo.
Und, so unklar der trockene Flug in den viel zu engen Sitzreihen auch immer gewesen ist und sich die endlos anmutende Wüstenfahrt bis ins Azur Wadi Lahmy Resort auch zog, so klar und groß war die Freude bei unserer Ankunft in der grünen Enklave direkt am Meer.
Es erwartete uns ein kleines aber feines Doradofür Ruhesuchende und Tauchsportbegeisterte. Eine liebevoll angelegte Anlage, mit sattem Grün, reichlich bunten Pflanzen und einigen Palmen zwischen den Unterkünften in touristisch-vertrauter Bauweise inklusive europäisch anmutendem Interieur. Ein echtes Kunststück, so eine Anlage in die Wüste zu setzen. Respekt! Passend dazu gab es ein landestypisch-wohlschmeckendes Frühstücks- und Abendbuffet, sowie ganztags freundlich-zurückhaltende Bedienstete. Was will man mehr?
Am Montag konnten wir dann endlich abtauchen. Auf der Tauchbasis hatten wir uns bereits digital angemeldet, wurden analog freundlich empfangen, eingeloggt und mit einem Checkdive beglückt. Alles war sehr vorbildlich, klares kurzes Briefing der Abläufe und Routinen bei Tauchgängen am Hausriff aber auch bei den Bootstauchgängen auf der etwas in die Jahre gekommenen „Eagle Ray“.
Bei den Tauchgängen an Shaab Claudio, Shaab Zabargad, UmShikh oder am Hausriff bei Tag oder Nacht hatten wir meist durchschnittlich gute Sicht. Nur einmal hatten wir kräftige Strömung, denn die beiden mächtigen Ergs am Habili Coconut ragen aus dem Meeresgrund bis fast unter die Wasseroberfläche und ein schützendes Riff ist nicht vorhanden. So "pfiff" es beim Umrunden der vielfältig bewachsenen, etwa 35 Meter hohen Säulen ganz gewaltig sobald man den Strömungsschatten verlassen musste.
Ob Hausriff-, Boots-, Strömungs- oder Nachttauchgang – in jedem Fall durften wir einer Menge tierischen Meeresbewohnern im 7mm-Neoprenanzug unsere Aufwartung machen. Einfach divetastisch!
Für die Erlebnisse unter Wasser hatten Steffi und Kia, das südafrikanisch-deutsche Team von der Tauchbasis, jedenfalls nicht zu viel versprochen. Ob Nemo-Fische in Anemon-City oder Schildkröten am fantastischen Hausriff in Wadi Lahmy, Hundezahn-Thunfische am Rumpf der „Eagle Ray“ bei der Ausfahrt zum Shaab Zabargad, ein marodierender Schiffshalterfisch am knallbunten Hartkorallengarten in Shaab Sakara, mystisch-verwegene und magisch-faszinierende Lichtspiele in den Grotten am Shaab Claudio, Nackt- bzw. Warzenschnecken an den fantastischen Ergs am Shaab UmShikh, gut getarnte Porzellankrebse in den Korallenköpfen, schwarmweise Wimpelfische, Admiralsfische, Gelbstreifenbarben, Blaustreifenfüssilierfische und Makrelen, Muränen, Blaupunktrochen, weißgebänderte Putzergarnelen und Seegurken oder dem Highlight der Tour, einer Begegnung mit einem Weißspitzenriffhai am Südende von Shaab Zabargad – es gab immer etwas zu planen und nach dem Besonderen Ausschau zu halten nur um es hinterher, für Tauchsportbegeisterte typisch, in Wort und Bild zu rekapitulieren. Klasse, auch wenn es nicht um die Ostsee handelt.
So kamen eine Menge Erlebnisse und Eindrücke in den mehr als 14 Stunden unter Wasser zusammen, die wir bei insgesamt 13 Tauchgängen sammelten. Mehr als 24 Kubikmeter Pressluft verbrauchten wir dabei, in der dank unseres Nitrox-Brevets der erhöhte Sauerstoffanteil von 33 Prozent enthalten sein durfte. Damit gingen die Tauchgänge zwar nicht tiefer als 32,4 Meter, aber das war bei den ausgewählten Tauchplätzen auch gar nicht nötig. Das Sehenswerte spielt sich ohnehin direkt nach dem Abtauchen bis in einer Tiefe bis 20 Meter ab.
Ein paar Tipps zum empfehlenswerten Azur-Hotel Wadi Lahmy:
- Einen Zugang zum W-LAN bekommt man an der Rezeption, meist morgens, manchmal noch mittags, selten oder gar nicht am Abend. Wer also digital mit dem Rest der Welt in Verbindung bleiben möchte, steht früh auf.
- Das Azur-Hotel ist mit Steckdosen ausgestattet, wie sie auch in Deutschland üblich sind. Der Adapter-Stecker für Kamera-Akku oder Mobile-Phone kann zuhause bleiben.
- Die Jungs im Hotel sind sehr aufmerksam und nicht aufdringlich. Das Trinkgeld sollte man nicht vergessen.
- Moskitos? Fehlanzeige. Zu unserer Reisezeit Anfang/Mitte April gab es keines dieser blutrünstigen und krankheitsübertragenden Flugobjekte zu sehen (oder zu hören).
#diveandsmile
Bildergalerie
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Finding Nemo! Finding Nemo!
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Grottengut! Grottengut!
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Stadtrundgang. Stadtrundgang.
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Strömungsformation Strömungsformation
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Grottig? Grottig?
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Im Korallengarten. Im Korallengarten.
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Blau. Punkt. Rochen! Blau. Punkt. Rochen!
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Licht aus, Spot an! Licht aus, Spot an!
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Sandspielkasten. Sandspielkasten.
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Sternenklar! Sternenklar!
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Erg! Erg!
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Bunt! Bunt!
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Gute Aussichten. Gute Aussichten.
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Zum Schwärmen! Zum Schwärmen!
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Bescherung! Bescherung!
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Nochmal bunt. Nochmal bunt.
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Hai-Light! Hai-Light!
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Schwarm drüber! Schwarm drüber!
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Orca-Divers in Wadi Lahmy Orca-Divers in Wadi Lahmy
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Beste Aussichten. Beste Aussichten.
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Blaue Wüste?! Blaue Wüste?!
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Rotes Meer?! Rotes Meer?!
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Steg und Weg zum Hausriff. Steg und Weg zum Hausriff.
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Mittags im Paradies. Mittags im Paradies.
https://www.baltic-diver.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=425:tauch-like-an-egyptian#sigProIdafd1087dbf
Weitere Informationen
- Gewässer:
- Rotes Meer
- Art des Tauchgangs:
- Fotografie, Boot, early-morning, night, Deko, Strömung, Relax
- Tiefe:
- bis 32,4m
- Wasser:
- 22 bis 24°C
- Luft:
- 20 bis 35°C
- Sichtverhältnisse:
- sehr gut