Aufregend, kontrastreich - Da ist Leben im Gelege!

Ostern ist vorbei und die Eiersuche geht weiter

Im Moment könnte ich nach jedem Tauchgang bloggen und komme kaum mit dem Schreiben hinterher - so unfassbar tolle Bedingungen gibt es derzeit vor unserer Haustür, an der Küste in Mecklenburg-Vorpommern. Tag für Tag, Woche für Woche lockt die Ostsee in der Mecklenburger Bucht zum Stell-Dich-ein inmitten der Seehasen-Saison. Selten sind wir hier so oft in so kurzer Zeit abgetaucht.

Seit Anfang März fanden wir tatsächlich bei jedem unserer Tauchgänge mindestens zwei Seehasen, manchmal auch drei oder vier der drolligen Gesellen, meist sogar mit Gelege. So konnten wir die stolzen (Seehasen)Väter und die Entwicklung ihres Gelege sehr gut beobachten. Ist das etwa der Beginn einer Seehasen-Pandemie? Ich werde berichten.

Der Frühling, der auch unter Wasser begonnen hat, die Top-Sichtweiten und schiere Menge an Seehasen, die sonnenreichen und windarmen Tage sowie die wellen- und strömungsfreie Ostsee an unserem Hausriff in Börgerende - das zwang uns förmlich zu mehr als einem Dutzend Tauchgänge - bis jetzt. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Die Sichtweiten sind in diesen Tagen überirdisch, unglaublich, einfach außergewöhnlich. Deshalb atmen wir hier derzeit jede Menge Pressluft ein - und wieder aus. Ganz nebenbei entdeckten wir neue Gegenden in und um die Mergelbankformationen - die Sonne stellte sie fast jedes Mal in bestes Licht. Einfach schön!

Ostern liegt bereits einige Wochen zurück. Bereits vor dem bedeutendsten katholischen Fest begannen wir mit der Suche nach den (Seehasen)Eiern. Wir werden so lange weitersuchen, bis die letzten Seehasen abgerückt sind und dessen Nachwuchs Schutz im Flachwasser gefunden haben wird. Noch jedenfalls besteht die Chance, Gelege an den Mergelbänken und im Geröll zu finden. Und wir müssen uns beeilen - denn im Gegensatz zu den an Land vom Osterhasen hart gekochten, bunt bemalten und gut versteckten Exemplaren mit fester Schale, sind die im Ostseewasser vom Seehasen abgelegten winzigen Eier mit Leben gefüllt. Der Nachwuchs des Seehasen wird sich in diesen Tagen seinen Weg aus der weichen und durchsichtigen Hülle suchen. Das Ereignis wollen wir keinesfalls verpassen.

Bei den letzten entspannten Tauchgängen und ausgedehnten Unterwasserspaziergängen habe ich versucht, das Gelege bzw. die einzelnen Eier so zu fotografieren, dass deren Inhalt zu sehen ist. Das ist bei einer geschätzten Größe des Motivs von einem bis zwei Millimetern eine sportliche Herausforderung. Aber genau das liebe ich! Mit der richtigen Einstellung an der Kamera (siehe unter den folgenden Bildern) sowie jeder Menge Licht aus meiner neuen Tauchlampe NEMO Max Planck 8000 Floodlight, die mir Tauchsportfreund Martin vom Blue-Life-Centers in Rostock schmackhaft gemacht und verkauft hat, rückte ich beim letzten Tauchgang dem Gelege des vergleichsweise jungen Seehasen auf die orange-rote „Pelle“. Dabei musste ich den kleinen Kerl von seinem Platz an der Mergelbank kurz - aber freundlich - beiseite bitten. So konnte ich einen Blick auf das ebenfalls kleine Gelege werfen und im Bild festhalten. Das war mein Ziel! Auf den folgenden fünf Bildern kannst Du der Annäherung folgen und einen Blick auf das - winzige Gelege werfen:

Mergelbänke bei guter Sicht in tollem Licht:Blende 5.6, Belichtungszeit 1/125 Sekunde, ISO 200

Tauchsportfreund Torsten fotografiert den Seehasen, der seitlich an der Mergelbank sitzt, etwa auf halber Höhe:Blende 7.1, Belichtungszeit 1/125 Sekunde, ISO 200

Seehase an der Mergelbank, etwa aus der Perspektive vom vorigen Bild. Das Gelege ist unterhalb der grünen Algen zu sehen (kleine helle  Punkte):Blende 7.1, Belichtungszeit 1/125 Sekunde, ISO 200

Das Gelege aus der Nähe. Die gesamte Breite der bunten Punkte beträgt etwa zwei Zentimeter:Blende 9, Belichtungszeit 1/125 Sekunde, ISO 200, mit Nemo 8000 mit 100% Weißlicht

In einigen Eiern kann man bereits Augenpaare sehen, die die derzeit gute Aussicht genießen:Blende 9, Belichtungszeit 1/125 Sekunde, ISO 200, mit Nemo 8000 mit 100% Weißlicht

Kontrastprogramm unter Wasser

Einige der Eier sind bereits geöffnet. Vermutlich haben sich die Seehasenbabies aus dem Ei gepellt und aus dem Staub gemacht. Das Leben in unserem kleinen Unterwassergebirge geht also weiter -  neue Bewohner kommen hinzu, andere verschwinden - alles wie immer, in diesem Jahr sogar unbeeindruckt von der Corona-Pandemie.

Der Kontrast ist seiner Definition nach ein Unterscheidungsmerkmal für den Helligkeitsverlauf zwischen zwei Bildpunkten. Im übertragenen Sinn ist der Kontrast für einen Tauchsportbegeisterten wie mich in diesen Tagen ausgesprochen groß. Zwischen der vom Corona-Virus unberührt gebliebenen Unterwasserwelt und dem Leben an Land, an dem der Lockdown die Menschen, die Wirtschaft und das Leben seinen unbekannten und strengen Regeln unterwirft, liegt dieser Kontrast.

Unter Wasser ist alles so, wie wir es als Taucher kennen, dort gibt es den Corona-Virus einfach nicht. An Land dagegen zwingt uns der Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 die umfangreich einschränkenden Regeln auf.

Der Kontrast könnte größer nicht sein und mit dem Eintauchen nimmt man nun den kürzesten Weg zwischen beiden Extremen. Vielleicht ist es die Suche nach ein wenig Normalität, ist es gut, Bekanntes, Funktionierendes zu sehen und für einen Moment dahin abzutauchen. Das scheint jedenfalls nicht nur mir so zu gehen. Das Aufkommen von Tauchsport-Begeisterten und Unterwasser-Spaziergängern hat sich stark erhöht. Noch nie haben wir vor, nach und sogar während! unseren Tauchgängen, so viele neoprenverpackte bzw. trockentauchende Gleichgesinnte getroffen. Auf dem Parkplatz (Bild 1 in der Galerie), direkt an den Mergelbänken, über Seegraswiesen sowie im Flachwasser trafen wir andere Buddy-Teams und/oder Solo-Taucher. Und das nicht nur einmal! Von ägyptischen Verhältnissen an den Tauchplätzen möchte ich nicht sprechen bzw. schreiben. Jedenfalls noch nicht.

Bleibt gesund! Wir sehen uns über oder unter Wasser - auf jeden Fall mit Maske!

#diveandsmile

Ob der See(oster)hase seine Eier in dieser Seegraswiese versteckt hat? (C) 2020 balticdiverchristian

Weitere Informationen

Gewässer:
Ostsee
Art des Tauchgangs:
Fotografie, Relax
Tiefe:
3,5 bis 6,5 m
Wasser:
7,2 bis 8,7°C
Luft:
18 bis 22°C
Sichtverhältnisse:
glasklar!

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